Donnerstag, 19. November 2020

Meine Herren!

Wirklich erschreckend, wie wenig selbst gut ausgebildete und durchaus kritikfähige Menschen zu geistigem Transfer in der Lage sind. Was ist davon zu halten, wenn Stefan Hebel in der FR formuliert:

„Nein, es geht heute nicht um „Ermächtigungsgesetz“ und „Diktatur“. Sehr wohl geht es um die Gefahr, dass die Regierung im Krisenfall mit einem ungesunden Übergewicht ausgestattet wird.“

Er bestreitet also im ersten Satz, was er im zweiten in Marketingdeutsch verharmlosend aber inhaltlich bestätigend wiederholt. Und das, so steht zu befürchten, ohne es selber zu merken!

Verdammt nochmal, Hitler wurde 1933 durch das Ermächtigungsgesetz auch nicht offiziell zum Diktator auf Lebenszeit ernannt, sondern lediglich in die Lage versetzt, dringend notwendige Aufgaben auch unabhängig vom Parlament lösungsorientiert anzugehen - so hätte es damals jedenfalls jemand wie Stefan Hebel formulieren können, wenn er über unsere heutige geschmeidige Sprache verfügt hätte.

Dienstag, 10. November 2020

Die Freude ist groß

Bald ist der Impfstoff da! Die Medien überschlagen sich vor Begeisterung. Die Rettung naht, der "Hoffnungsträger für Milliarden" (!) - HAZ-Schlagzeile am 10.11.2020. Der dazugehörige Artikel verbreitet, sagen wir, unvollständige Informationen. Sämtliche positiven Aspekte werden genannt, Zurückhaltung allein bei der Wirksamkeit, kein, absolut kein Wort zu möglichen Nebenwirkungen, Spätfolgen, Risiken! Wie besinnungslos wird gejubelt, indem der Spahn zitiert wird, dass "es wahrscheinlich so schnell wie noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte einen Impfstoff gegen ein neues Virus geben" könnte. Dass das bisher immer so lange dauerte, lag mit Sicherheit an der Trägheit und Luschigkeit der Entwickler. Jetzt ist da mal Zug in der Sache und siehste wohl: Geht doch. Kein Gedanke, dass die lange Entwicklungszeit möglicherweise, vielleicht, könnte ja sein, Gründe hatte... Ist das noch Journalismus? Nein, mit Sicherheit nicht! Deshalb muss man sich die Namen der Autoren merken: Thorsten Fuchs, Saskia Bücker.

Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass von dieser Seite nach Einführung des Impfstoffes die dann möglicherweise auftretenden Nebenwirkungen und Begleiterscheinungen thematisiert werden. Und wenn, wird es heißen, dass Fieber, Kopfschmerzen usw. ja lediglich zeigen, dass die Impfung anschlägt. Über potentielle Spätfolgen wird ohnehin nicht gesprochen.

Zu beobachten ist auch das hinter der gesamten Impfthematik stehende Marketingkonzept: Im ersten Schritt wird das Produkt angepriesen, als Retter, als "Hoffnungsträger", als Stoff, auf den die gesamte Menschheit gewartet hat, den jeder möglichst sofort gespritzt haben möchte, und gleichzeitig verknappt, denn zunächst einmal kommen die wichtigen Leute dran, die Alten, die Kranken, die Ärzte, Pfleger, Polizisten und Feuerwehrleute - die sich im Übrigen, wenn sie nicht so doof wie die Journalisten sind, bedanken werden - erst dann darfst auch du Normalbürger nach und nach in den Genuss des kostbaren Gutes kommen... Klar, Verknappung wirkt immer: Wieso die, wieso nicht ich? Auch haben wollen, Mäh!

Wenn sich dann herausstellen sollte, dass die Menschen besser informiert sind als erhofft und die Nachfrage nicht so groß ist, ändert man die Strategie. Man erzeugt moralischen Druck. Denn jetzt schon wird ja, noch mit dem Tenor "Geduld, Leute, so schnell geht es nicht" das Ziel, die Erlösung angekündigt: Erst, wenn 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung immun seien (Merkel), könnten die Auflagen in ihrer Gesamtheit aufgehoben werden (FAZ). Immun vorrangig durch Impfung natürlich. Es ist klar, welche Melodie dann gespielt werden wird: Unsolidarische Impfgegner, Impffeinde, Impfleugner, Impf-Angsthasen hindern die treusorgende Regierung duch ihren unverantwortlichen Egoismus und ihre Feigheit, endlich, endlich die Maßnahmen zurückzufahren. Das wird im nächsten Jahr kommen, wie das Amen in der Kirche.

Auch diese Freude wird groß.

Freitag, 25. September 2020

Erledigte Fälle - Heute: Wolfgang Niedecken

Hinter den Schlagzeilen konnte man etwas Hübsches über Wolfgang Niedecken finden.

Zu der maßnahmenkritischen Demokratiebewegung wusste der "Kölner Nöhl-Seppel" auf Facebook zu sagen:

„Hört mal, ihr Aluhüte, Verschwörungstheoretiker und Corona-Leugner! Damit das unmissverständlich klar ist: Ich lasse es nicht zu, dass ihr mit eurer Propaganda unsere Seite zumüllt. Schreibt auf euren Seiten was ihr wollt, aber respektiert bitte, dass ihr bei uns nicht willkommen seid. Achtet mal lieber darauf mit welchem Nazi-Pack ihr euch gemein macht. Okay!?“

Einem Leser fiel dazu ein:

"Jemand, der sich über Aluhüte mokiert und dabei aber – im Hochsommer unter freiem Himmel und allein – mit FFP2-Maske in die Kamera dräut, bietet schon einen bezaubernden Anblick."

Und dabei hat der Dulli noch nicht einmal eine anständige FFP2-Maske auf, sondern eine billige disfunktionale Chinakopie KN95 - auch noch geizig, der Schmock, bruhaa...




Dienstag, 8. September 2020

Umnachtung auf höchster Ebene

Wie hat doch die Co-Vorsitzende einer ehemals großen Partei die hundertausend demokratisch-wachen und besorgten Bürger genannt, die am 29. August 2020 in Berlin auf die Straßen gegangen waren:
„Zehntausende Rechtsradikale, Reichsbürger, QAnon-Anhänger, Holocaust-Leugner, antisemitische Verschwörungsideologen und Esoteriker, die Vertreter von Medien, Wissenschaft & Politik „schuldig“ sprechen und offen zum Sturm auf den Reichstag und zum Umsturz aufrufen.“

Warum sie aber die Dealer, Zuhälter, Waffenhändler, Brandstifter und Kinderschänder vergessen hat zu erwähnen, weiß ich nicht.

Donnerstag, 20. August 2020

Frage

DASS unsere Entscheidungsträger in Politik und Medien das machen, was sie machen, ist vermutlich wirklich mit kleinem Karo, Geltungsdrang und persönlichen, pekuniären und sonstigen Vorteilen verbunden.

Dass sie aber genau DAS machen, was sie machen, hat ihnen ja irgendjemand vorgegeben, vorgelegt oder vorgeschlagen. Und an spätestens dieser Stelle sollte man eben doch nach dem Cui bono fragen.

Dienstag, 11. August 2020

Eine lohnende Investition

Florian Schröder bei seinem Auftritt bei der "Querdenker"-Demo in Stuttgart:

„Die, die glauben, Corona sei eine Erfindung, werden die sein, die die Wirtschaftskrise auslösen, von der die Populisten alle profitieren werden.“

und

„Verhindert die Diktatur, indem ihr vernünftig seid: Maske auf, Abstand halten, nachdenken.“

Das ist an Perfidie kaum zu toppen.

Dieser karriereorientierte Mann, sicher "Verdienter Künstler des Volkes" (Kammerkabarettist, nehme ich an), schiebt die mit Sicherheit kommende Rezession und die eben sich durchaus bereits manifestierende repressive Staatsform eben denen in die Schuhe, die genau und gerade davor warnen!

Sehen wir einmal davon ab, dass die Mär, die Demonstrationen würde von Leuten dominiert, die die Existenz von SARS CoV-2 negieren, lediglich in den Köpfen der regierungsamtlichen Tröten existiert, behauptet er schlankweg, die Demonstranten würden durch ihr Verhalten die Wirtschaftskrise herbeiführen und nicht etwa die Lockdown-und Shutdownmaßnahmen der Regierung, die ja bereits durchgeführt worden sind und die ja bereits jetzt und weiter absehbar katastrophale Folgen zeitigen.

Und er transportiert unreflektiert einfach die Behauptung weiter, allein schon steigende Positivtests würden einen weiteren Lockdown erfordern und zwingend herbeiführen.  Auf die Unterkomplexität dieser Gedankensimulation gehe ich nicht näher ein, nur noch einmal soviel zur Erinnerung: Test positiv ≠ infiziert ≠ krank ≠ Krankenhaus ≠ Überlastung des deutschen Gesundheitswesens ...  ad infinitum.

Dazu aber zu unterstellen, der bereits jetzt repressiv agierende Staat, der die Demonstrationen durch seine Maßnahmen ja erst verursacht hat, würde durch die sich widersetzenden Bürger gleichsam in eine Diktatur gezwungen, ist bösartig!

Passt aber ins Drehbuch: Die Demonstranten des 1. August werden für den kommenden Lockdown verantwortlich gemacht und Polizisten, die als Redner auf Demonstrationen jüngst darauf beharrten, auf das Grundgesetz vereidigt und für die Bürger da zu sein, werden suspendiert (Niedersachsen) oder versetzt (Bayern), weil man bezweifelt, dass sie auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung stünden (vgl. HAZ, 11.08.2020, S. 12).

Schröder ist zu klug, um mutig zu sein. Er wusste ganz genau, dass ihm auf einer solchen Veranstaltung seine abweichenden Meinung schlimmstenfalls Buhrufe und sicher keinen eingeschlagenen Schädel einbringen würde. Dieser Gratismut bringt ihm massenhaft Bonuspunkte im Mainstream. Der Mann ist öffentlich-rechtlich auf Jahre ausgebucht.

Samstag, 8. August 2020

Im falschen Film

Es ist heiß und ich bin reichlich verwirrt.

Arnold Vaatz, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion, hat sich zu den realitätsfernen Zahlenangaben geäußert, die von der Berliner Polizei und im Anschluss (interessanterweise teils schon früher) von der gesamten bundesdeutschen Mainstreammedienlandschaft über die 1. August-Demo verbreitet worden sind (Für die Chronik: Dass dort mehr als 17.000-20.000 Teilnehmer waren, zeigt allein dieses 82 minütige Video. Btw: Selbst wenn die Demo in klassischer Theatermanier "hinter der Bühne", also gleich hinter Bahnhof Friedrichstraße links abgebogen wäre, um über Reichstagsufer und Neustädtische Kirchstraße wieder Unter den Linden anzuschließen und so eine Endlosschleife zu simulieren, hätte der Zug fast anderthalb Kilometer lang sein müssen, bei der Menschendichte auch mehr als 17.000 Leute).


Herrn Vaatz möchte ich nicht zu meinen Lieblingspolitikern rechnen, er ist in der Vergangenheit vor allem durch ziemlich reaktionäre Ansichten aufgefallen. Was er aber mit Sicherheit hat, ist Erfahrung als DDR-Bürgerrechtler - ganz im Gegensatz etwa zu Herrn Gauck oder gar Frau Merkel. Und Arnold Vaatz bemängelt die sichtbar falschen Zahlenangaben, auch er hat Internet und kann youtube gucken, und fühlt sich von Regierung und Medien, sagen wir: vergackeiert. Und das schreibt er.

Wer greift ihn daraufhin an? Jawoll, die Linke, die Grünen und seffaständlich die SPD.

Wer verteidigt ihn? Alles was rechtsaußen in CDU/CSU und FDP so rumläuft: Hans-Peter Friedrich (CSU), Axel Fischer (CDU), Peter Ramsauer (CSU), Andreas Mattfeldt (CDU), Alois Karl (CSU), Torsten Herbst (FDP), Holger Zastrow (FDP).

Was hat er denn so Schönes gesagt?

"Die dreiste Kleinrechnung der Teilnehmerzahlen der Demo vom 1. August durch die Berliner Polizei entspricht in etwa dem Geschwätz von der „Zusammenrottung einiger weniger Rowdys“, mit der die DDR-Medien anfangs die Demonstrationen im Herbst 1989 kleinrechneten. Der gefährlichere Versuch, die Straßen leerzukriegen, war damals die Unterstellung, die Demonstranten handelten im Auftrag von CIA und BND. Der heutige Versuch, die Straßen leerzubekommen, besteht in der Warnung: Pass auf, mit wem du demonstrierst."


Oder, auch nicht schlecht:

"Mit dem Wertungsunterschied im Fall der beiden Demonstrationen hat der Glaubwürdigkeitsverfall nicht begonnen, er erfuhr nur seine Fortsetzung. Los ging es mit Einführung der Maskenpflicht, nachdem es lange hieß, Masken nützten nichts – so lange es keine zu kaufen gab. In der DDR streute die Partei: Bananen seien gar nicht so gesund."


Was so unangenehm aufgestoßen ist: Er hat die Ungleichbehandlung und -beurteilung der "Tag der Freiheit"-Demo mit den BLM-Matter-Demos vor einigen Wochen bemängelt. Dass auch dort Abstandsregeln nicht, und Maskenpflicht keineswegs durchgängig eingehalten wurden, Politik und Medien aber mit einhelliger Freude und voller Verständnis reagierten.


Das durfte er nicht!


(Ulrich Teusch hat gerade das gleiche veröffentlicht -na ja, schlecht ist die Gesellschaft nicht!)