Samstag, 2. November 2013

Hünde


Heute muss ich mich einmal - wie originell - über Hundebesitzer aufregen. Über eine ganz besondere Art von Hundebesitzern. Über bessergestellte Hundebesitzer: Finanziell bessergestellt, nicht etwa sozial oder kulturell! Damit habe ich die Pointe dieses Artikels schon verraten. Wie doof!

Denn sich über den klassische, den spießige Hundehalter lustig zu machen, ist ja seit Jahrzehnten Konsenz unter sich als intellektuell verstehenden Zeitgenossen. Nein, hier geht es nicht um die Omma mit ihrem verfetteten Dackel oder den reaktionären Jägerzaunrentner mit seinem Schäferhund. Auch nicht um den Nachwuchszuhälter mit Jogginghose, Muscelshirt und Pitbull.

Vertreter der einen hier zu besprechenden Kategorie würden sich, und darin erheblich von meiner fundierten Meinung abweichend, sicherlich als kultiviert, interessiert, sozial engagiert bezeichnen. Die finanzielle Situation ist gefestigt. Man ist erfolgreich im Beruf, gerne auch beamtet. Man hat Familie, durchaus schon die zweite und ist um die vierzig. Der Anteil der Grünenwähler in dieser Gruppe ist erheblich, der Verzehr von Bioprodukten und das Fahren eines SUV vertragen sich problemlos. Denn man lebt gesund und ist naturverbunden und möchte das auch gerne demonstrieren (es gibt allerdings auch Menschen, die benötigen den recht geräumigen BMW allein zum Transport ihrer Fahrräder). Diese beschriebenen Menschen brauchen große Hunde: Golden Retriever, Labrador, Irish Setter, Gordon Setter,  Siberian Husky, Australian Shepherd. Solange sie damit in ihren Vororthöllen bleiben, ist mir das egal. Sobald sie aber damit in Urlaub fahren, auf die Insel, auf meine Insel, verliere ich meine Gelassenheit, Geduld und Güte. Dann wünsche ich mir amerikanisches Waffenrecht, gute Deckung, eine ruhige Hand und verständnisvolle Polizeibehörden.

Zur Sache: Seit fast 20 Jahren verbringe ich meinen Urlaub auf der Nordseeinsel Spiekeroog. Zu den entspannten Zeiten des Winters oder, der schulpflichtigen Tochter wegen, in den nicht mehr so ganz entspannten Herbstferien. Nicht mehr so ganz entspannt, denn sie sind da! Und sie werden mehr, von Jahr zu Jahr: Horden jackwoolfskinbejoppter, -behoster und -beschuhter Verbrecherfamilien mit Renommierköter. Jene Tiere werden nicht angeleint ("das ist doch nicht artgerecht"), springen gerne fremde Kinder an ("der will nur spielen"), kacken überall hin ("soll ich das etwa mitnehmen?") und kommen gerne nordseebenässst (Labrador) und stinkend mit ins Restaurant ("der liegt doch nur unterm Tisch"). Die Besitzer sind stolz auf Bewegungsdrang und Tatkraft, und zutiefst davon überzeugt, ihren überzüchteten Carnivoren erzogen zu haben ("er hat halt seinen eigene Kopf, der Racker"). Nein, diese Tiere sind nicht erzogen. Das Aportieren von Stöckchen ist kein Beweis einer Dressurleistung, das Zurückkehren zu Herrchen nach längeren Ausflügen in Dünen und Brutkolonien ist dem Rudeltier immanent und kein Zeichen von Erziehung. Doch habe ich wiederholt das stundenlange und resultatfreie Gepfeife und Gerufe erlebt und das dann auch noch stolze Gesicht gesehen, das der gedankenfreie Leinenhalter aufsetzt, wenn sein Viech sich endlich zu ihm zurück zu kommen bequemte. Gut, der unberechtigte Stolz auf sein Tier ist jedem Hundebesitzer eigen, aber die Selbstgefälligkeit dieser Kaste, die aus einem schlecht erzogenen Hund einen autonomen Freigeist macht, ist in ihrer abstoßenden Borniertheit unerträglich.

Mein ewiges Thema. Eine rundum verrohende Gesellschaft, in der Eigeninteressen einzige Triebfeder des Handelns sind. Und deren privilegierter, weil eigentlich gebildeter Teil nicht mehr willens und in der Lage ist, verantwortlich, einfühlsam, empathisch und zugewandt seiner Umwelt entgegen zu treten, sondern vielmehr entschlossen ist, sein eigenes im Wortsinne asoziales Verhalten als Ausdruck von Freiheitsliebe und Spontaneität zu missverstehen. Und was Wilhelm Heitmeyer in seiner Studie im großen Zusammenhang beobachtet und dargestellt hat, lässt sich eben im Kleinen, Alltäglichen wieder erkennen.

Donnerstag, 18. Juli 2013

Natürlich die Radfahrer

Fahrrad fahren macht Spaß. Besonders wenn es nicht regnet. Lebt man in einer so großartigen Stadt wie Hannover, hat man als Radfahrer recht gute Karten, wenn es darum geht, von A nach B zu kommen, oder einfach grund- und ziellos Sonne und Luft zu genießen. Das Radnetz ist gut ausgebaut, die Naherholungsflächen schnell erreichbar und ebenfalls flächendeckend befahrbar.

Verbesserungsmöglichkeiten gibt es natürlich immer. Was aber jetzt mal wieder aufs Tapet gebracht wird, sagt am allermeisten über die Urheber der jeweiligen Forderungen:

Die SPD schlägt vor, Radwege, die sich beiderseits der Autostraßen befinden, künftig jeweils für beide Fahrtrichtungen freizugeben. Voraussetzungen: Die Wege selbst sind ausreichend breit und die Straßen sehr schwer überquerbar. Nur ist diese Art von Wegen bereits jetzt in beiden Richtungen befahrbar. Der Vorstoß bezieht sich also in Wahrheit auf die übrigen, die nicht ganz so breiten, die an Straßen liegen, die nicht ganz so unüberquerbar sind und ist damit im Prinzip die schlichte Kapitulation vor den Gegebenheiten. Denn in der Praxis werden eben alle Wege  in beiden Richtungen befahren - verbotstwidrig aber regelmäßig.

Der ursprüngliche Grund, warum man seinerzeit Extrawege für Fahrräder zu beiden Seiten der Autostraßen angelegt hat, liegt für Vollsinnige eigentlich auf der Hand. Die Radfahrer benutzen die Straßen wie die motorisierten Verkehrsteilnehmer, lediglich auf Extraspuren und damit vor den mit höherer Geschwindigkeit sich bewegenden Autos etwas geschützt. Solange diese Wege sich am jeweiligen Fahrbahnrand befinden, sind Radfahrer für jeden Autofahrer gut zu sehen und berechenbar - auch für den aus Seitenstraßen einmündenden Verkehr. Zu Unfällen kommt es trotzdem. Das Risiko liegt beim Radfahrer. Warum also gerade für ihn durch Lockerung der ihn betreffenden Regel sein Risiko auch noch erhöhen?

Der ADFC sieht dieses erhöhte Risiko, schließt aber daraus, es sei besser, die Radfahrer auf die Straße zu bringen zwischen die schneller fahrenden Autos, am besten mit Fahrspurwechsel und allem Schischi.  Für eine Fahrradkurier sicher eine akzeptable, wenn nicht gewünschte Alternative. Für 95% der Alltagsradfahrer aber schlichter Blödsinn, da latent suizidal. Hmm...?

Auch die Grünen sehen das erhöhte Risiko. Ihr verkehrspolitischer Sprecher allerdings scheint Sadist zu sein und ein verkappter Radfahrerhasser. Er meint nämlich: Jaja, die Wahrscheinlichkeit, dass ein Autofahrer einen Fahrradfahrer übersieht, der ihm unerwartet begegnet, vergrößert sich, aber die Autofahrer müssen sich eben daran gewöhnen und entsprechend erzogen werden.Wie bitte? Ich soll meine Knochen hinhalten, um Autofahrer zu erziehen? Die Rechnung geht nämlich so: Anfänglich 50 bis 70 Radfahrer pro Jahr werden vom Gefährt geholt, im zweiten und dritten Jahr geht die Quote schon deutlich auf 40 bis 50 zurück und nach nur zehn Jahren haben sich die Autofahrer weitgehend daran gewöhnt, in Innenstädten Schritt zu fahren, stets bremsbereit, umsichtig und zuvorkommend zu sein.

Sehr lecker sind Leserbriefe zu diesem Thema. Da ist dann gerne von Eigenverantwortung die Rede, will sagen: Regeln weg, jeder passt auf sich selbst auf.

Willkommen in der schönen neuen Welt!

  • Geheimdienste lesen meine Mails?
    Ja, natürlich tun sie das, wenn du zu doof bist und nicht verschlüsseln willst!
  • Die Lebensmittelindustrie packt Pferdefleisch in die Lasagne und Gammelfleisch in den Döner?
    Ja, natürlich tut sie das. Damit musst du rechnen, wenn du dich billig ernähren willst!
  • Bei meiner Riesterrente ziehen mich Banken und Versicherungen über den Tisch?
    Ja, natürlich tun sie das, wenn du die finanztechnischen Feinheiten im Kleingedruckten nicht durchschaust.
  • ...
Im Grunde wird hier schlicht das Recht des Stärkeren propagiert.

Die Zivilisation war bereits weiter fortgeschritten.

Samstag, 15. Juni 2013

Es ist die Indezenz. Es ist die Aufdringlichkeit. Es ist die Schamlosigkeit. Es ist die Distanzlosigkeit. Es ist die Unverschämtheit.


Wenig hat sich in den vergangenen 30 Jahren so sehr gewandelt wie das Verhalten der Menschen in der Öffentlichkeit. Das des Einzelnen, das in der Masse.

Es ist heute unmöglich, U-Bahn zu fahren, ohne belärmt und bequatscht zu werden. Wohlgemerkt, der Zug ist voller Alleinreisender, da finden keine durchaus angeregte Gespräche zwischen Menschen statt - doch halt: Da finden sehr wohl Gespräche zwischen Menschen statt, zwischen weit von einander entfernten Menschen, aber in einer Lautstärke und schamfreien Intensität, die im direkten Gespräch nebeneinander niemals verwendet würden. Es wird über Intimes gesprochen, als würde niemand zuhören können, als wäre man allein zu Hause am Telefon. Das ist gelebte Asozialität. Die anderen gibt es nicht. Und da werden die anderen nicht nur durch Lautstärke und Indezenz gestört, sondern da wird sich völlig unkritisch entblößt.  Nun ist das nicht unbedingt ein Ausfluss von Exhibitionismus - das sicher in Einzelfällen auch -  es ist  eher Zeichen von Empathiemangel und Narzissmus: Da sind keine anderen. Und wird man die anderen auf einmal gewahr, etwa, indem man durch zufälligen Blickkontakt bemerkt, dass der andere offensichtlich die ganze Zeit neben einem steht und mitgehört haben wird, dann kann man schon einmal sehr böse werden.

Gleiche Umgebung, gleiche Symptomatik, gleiche Diagnose. Man bleibt gern im Ein- und Ausstiegsbereich (i. e. in der Tür) der U-Bahn stehen, auch wenn man noch viele Stationen zu fahren hat, und reagiert von verwirrt und erstaunt bis genervt, erbost und handgreiflich, wagt irgendjemand, aus- oder einsteigen zu wollen und dazu den Platz zu benötigen, den man selber in absoluter Bewusstlosigkeit eingenommen hat, einnimmt und einnehmen wird. Handelt es sich bei diesen bewusstlosen Okupanten um Frauen, kann es für einen männlichen ÖVP-Nutzer richtig gefährlich werden: Unerwünschter Körperkontakt = sexuelle Belästigung = Beschimpfung, Skandal, Polizei...

Zudem ist, ich bin Ohrenmensch, alles lauter geworden. Damit ist nicht nur das überlaute Musikhören im privaten Umfeld gemeint. Seit flächendeckender Etablierung wattstarker Stereoanlagen vor 40, 50 Jahren ist dieses Phänomen bekannt. Nein, es scheint heute Pflicht zu sein, freudige Gefühlsregungen mit Gelärm und Gegröhl zu begleiten. Es gibt kein internationales Fußballturnier mit deutscher Beteiligung mehr, zu dem nicht in jeder Kleinststadt Leinwände mit Bierständen aufgebaut werden, vor und an denen das Partyvolk die Sau rauslassen muss, um im Anschluss an ein von der eigenen Mannschaft gewonnenes Spiel die halbe Nacht hupend im Autokorso durch die Innenstädte zu kariolen.

Auch das von mir bereits angesprochene sommerliche Freizeitverhalten ist zwanghaft mit Lärm verbunden. Natürlich wird auf der Wiese nicht einfach gemeinsam gegessen und getrunken, nein, es muss gefeiert werden. Alles ist Event -  und Event hat laut zu sein. Interessant, weil in diesem Zusammenhang entscheidend: Das Gelärme geschieht hierbei nicht einmal in provokativer Absicht, wie in den wilden früheren Zeiten, in denen es mindestens gegen das vermuffte Spießertum ging, wenn die Anlage aufgedreht wurde. Nein, sie wollen heute gar nicht provozieren, sie sind vielmehr absolut besinnungs- und verständnislos, und schlicht nicht in der Lage, zu erfassen, dass ihre Versuche der Lebensäußerung auch von anderen Menschen wahrgenommen werden, bzw. wahrgenommen werden müssen.

Der Lärm ist somit in voller Breite beim Spießer selbst angekommen.

Egal welches comedy-ähnliche Fernsehformat mit Publikum: Die Tribüne johlt, pfeift und trampelt bei jeder Äußerung des Protagonisten, zumeist aber einfach, um zu demonstrieren, dass sie da ist.
(Nebenbemerkung: es gibt Menschen, die noch nie einen miesen Film, ein schlecht inszeniertes Theaterstück, ein misslungenes Candlelight-Dinner, einen enttäuschenden Urlaub erlebt haben, denn da sie sich, umfassend informiert, erfahren, weltgewandt und geschmackssicher, wie sie sind, für diesen Kinobesuch, dieses Theater, dieses Restaurant und diesen Urlaubsort entschieden haben, ist klar, dass die getroffene Wahl erste Kategorie sein musste, somit auch war und deshalb gar nicht enttäuschen konnte.)
Auch bei nicht komikaffinen kulturellen Darbietungen gibt es  keinen einfachen Applaus mehr - intensiv und anhaltend,  mindestens ein Pfosten ist mit Sicherheit im Raum, der seine Anerkennung mit Pfiffen und Freudenjuchzern zum Ausdruck bringen muss.

Ich glaube, sie finden sich cool, locker, offen, spontan, unverkrampft und authentisch. Dabei sind sie doch nur angepasste, nachäffende und verkrampft fröhliche Spießer mit Tattoo und Piercing, die ihre zu Empfindungen noch fähigen Nachbarn kujonieren und belästigen.

Darf ich so über Menschen rechten?  Weil mich die Lebensäußerungen dieser Menschen betreffen, mal mehr (was wirklich reicht), meistens weniger (durch freiwillig eingenommene Distanz), nehme ich mir das Recht, über sie zu urteilen.
"Zu einer Freizeitgesellschaft, die sich ganz offensichtlich nur um die Bedürfnisse von Autofahrern, Hunden, Hundebesitzern und aggressiven Befürwortern von Schönwettermißbrauch herumorganisiert, kann ein dezenter Lebensteilnehmer nur ein distanziertes Verhältnis haben." (Max Goldt,  Ä, Zürich 1997, S, 157) 

Nun war früher nicht alles besser. Früher war alles früher (Malmsheimer)... Aber ich alter Knochen muss doch feststellen, dass eine später als repressiv denunzierte Erziehung, die die Rücksicht auf andere Menschen in den Vordergrund stellte, im Heranwachsenden zumindest das Bewusstsein erzeugte, dass eigenes öffentliches Tun ab einer gewissen Intensität den Mitmenschen betreffen, berühren, stören oder verletzen kann.

Freitag, 17. Mai 2013

Antagonismus, der


Lebenshaltung eines verschworenen Kreises alter Männer mit einem gemeinsamen Erweckungserlebnis

Dieser knappe enzyklopädische Eintrag (Reallexikon sinnverwirrender Eindrücke und Zustände) kann natürlich nicht die volle Bandbreite antagonistischer Existenz beschreiben und nicht die ganze Tragweite der sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Fortdauer der westliche Zivilisation, wenn nicht für das Überleben der Menschheit insgesamt, umreißen.

Ergänzt werden sollte, dass sich dieser Kreis nur einmal jährlich öffentlich zeigt, um seinen Glauben zu bekennen.

Die Bedeutung antagonistischer Weltsicht und Lebensweise ist gerade in Zeiten, die durch so genannte Alternativlosigkeit geprägt sind, gar nicht zu überschätzen. Sehenden Auges treiben die korrupten Knechte des Kapitals die politisch Verantwortlichen die Völker eines reichen Staatenbundes in Armut und Not, um die Interessen einer kleinen Gruppe menschenverachtender, ausbeuterischer Blutsauger einiger weniger Kapitaleigner zu bedienen, und stellen ihr Handeln als alternativlos dar. Das ist es nicht, das war es nie, und nur weil die Behauptung There ist no alternative so hübsch apodiktisch plakativ daherkommt - inklusive einer knackigen Abkürzung TINA - wird sie nicht richtiger.

Richtig hingegen ist, dass NAPOLEON FISCHER lebt! In uns allen! Allzeit, all überall!
Und bald wieder neu:  Am 28. Mai -  um 12.56 Uhr - am Kephalopoden - Heute Kein Schaschlik!

Zum Thema FISCH: Heino Jaeger

Samstag, 23. März 2013

Alle reden vom Wetter...

Es ist Frühling. Und es ist kalt. Das mögen die Leute nicht. Sie mosern, meckern und meutern. Kein unverbindlicher Gesprächsbeginn, kein Smalltalk ohne mehr oder weniger deutliches Augenverdrehen und sich beschweren über einen nicht enden wollenden Winter. Ich kann dem dann nur Konventionen einhaltend und so ein kontroverses Gespräch vermeidend  unengagiert nickend stumm ausweichen. Ich finde das Wetter in Ordnung.

Nun ist es nicht so, dass ich den Sommer gar nicht mag. Es gibt hier gediegene Biergärten: Schattig am Wasser und nahe der eine für den Nachmittag, weiter draußen, fern vom Gestank und Lärm der Stadt der andere für lange Abende bei lauer Luft und Dämmerung um elf. Des erfreuet sich mein Herz. Das kühle perlende Getränk, die aromatische Zigarette (ja, in Hannover darf man noch im Freien rauchen), das anregende Gespräch: Das ist sehr schön!

Aber der ganze Rest...

Hitze, Schwüle, Schweiß. Stechende Sonne, stickige, stinkende Stadtluft, miefige Mitmenschen, die einen durch aufdringliche Körperlichkeit belästigen und lärmen. Ja, lärmen! Es scheint ein Gesetz zu geben, dass sich der gemeine (wörtlich!) Mitmensch im Sommer im Freien aufzuhalten und seiner Lebensfreude dadurch Ausdruck zu verleihen hat, dass er lärmt. Selbst wenn er zu Hause bleibt, sitzt er auf dem Balkon, grillt und säuft und johlt zu impertinenter Bumsmusik (gerne Ballermann-Hits 1-6) bis spät in die Nacht, ja, bis in den frühen Morgen, gerne während der Woche, denn im Sommer hat immer jemand Urlaub und kümmert sich um seine arbeitenden, den Nachtschlaf benötigenden Mitbürger einen Scheißdreck. Nein, das muss ich nicht haben.

Dann: Wie entgeht man Wärme, wenn man gerade keine Wärme haben will? Man hält sich in klimatisierten Räumen auf. Toll! In Räumen, die man dann besser nicht mehr  verlässt, oder wie? Den ganzen Tag im Museum, oder was? Man zieht sich nicht viel an. Das machen nicht wenige und das sieht nicht immer gut aus. Wenn man dann, zu Selbsteinschätzung in der Lage, eigentlich wenig geneigt ist, die eigenen Gestalt und ihre eher mittig angeordneten volumenoptimierten Bestandteile noch durch Knappheit der Kleidung zu betonen, Verhüllendes aber der Wärme wegen nicht in Betracht kommt, angezogen zu werden, mag man Sommerhitze nicht recht leiden.

Wie angenehm ist es hingegen im Winter: Es ist kalt, die Luft ist klar. Und wenn ich keine Kälte haben mag, bleibe ich im Hause oder ziehe mich warm an und gehe hinaus in Gottes freie Natur. Kaum ein Mensch, kein Lärm. Ich kann mich bewegen, wo ich möchte. Ich kann frei atmen und gerate nur in Schweiß, wenn ich es will. Aah!

Und wenn es dann, so wie jetzt, schon frühlingshaft lange hell ist, denke ich mir: So kann es gerne bleiben.

Mittwoch, 20. März 2013

Not macht böse

Ich habe keine Ahnung, wie in der Linken der Glaube überleben konnte, die Not müsse nur groß genug sein, damit sich "das Volk" erhebe und womöglich eine bessere Welt, wenn nicht gar eine gerechtere entstehen könnte. Armut ist kein großer Glanz von innen (Rilke hat das anders gemeint, jaja) Armut erzeugt selten Solidarität, Armut mach egoistisch, gierig, rücksichtslos. Not macht böse! Solange und gerade, wenn es gesellschaftliche Ungleichheit gibt. Revolutionen geschehen nicht, wenn die Not am größten ist, sondern dann, wenn das Gefühl vorherrscht, es brauche nur noch ein wenig, um die herrschenden, aber überlebten Strukturen zu stürzen. Und nicht einmal dann ist klar, in welche Richtung sie stürzen, am ehesten immer noch in die Barbarei.
Dazu auch Roberto de Lapuente

Mittwoch, 13. März 2013

Wir sind Papst - na also!

Der erste Franz auf dem Papstthron - das hat aber auch gedauert. Aber jetzt ist es soweit: Als Franciscus  (latinisierte Form von Franz, welches hinwiederum die Kurzform von Franderich ist) hat er es geschafft.

Nicht nur König, sondern auch Papst! Das ist es jetzt aber auch.

In Deutschland heißt der Papst selbstverständlich Franz. Wem das, wie dem Kirchenhistoriker Aschoff zu kumpelig klingt, mag und soll den vollständigen deutschen Namen Franderich verwenden.


Papst Fritz (rechts) kann sich jetzt auch einmal entspannt einen genehmigen. Papst Franz wird ihn bei seiner aufreibenden Arbeit sicher unterstützen können.

Mittwoch, 6. März 2013

Ein bisschen viel auf einmal...


Es ist sicher kein Weltgesetz, dass sich Unglücks- und Todesfälle zu bestimmten Zeiten ballen. Aber wieder einmal sind gleich zwei bedeutende Menschen fast zeitgleich  gestorben. Gut, es mögen sicher einige mehr als diese zwei am 5. März 2013...

Dieter Pfaff und Hugo Chávez, dieser Soldat des Volkes, jener Polizeiobermeister Otto Schatzschneider.

Gute wesentliche Männer beide.

Freitag, 8. Februar 2013

Seine kleine Welt

Meine Güte! Was ist in Tilman Krauses Biografie nur so entsetzlich schief gelaufen?

An der schlampigen Dissertation von Annette Schavan ist das verkorkste sozialdemokratische Weltbild mit seinem Bildungswahn Schuld, das verlangte, nicht nur Bildungsbürgerkindern Bildung zuteil werden zu lassen, schreibt er in der WELT.

Wie kann ein derart belesener Mensch, der Herr Krause ohne Zweifel ist, derart vor Dünkel, Hybris und Unbildung strotzen?

Aus jedem seiner Worte lugt die Angst, im eigenen elitären recht kleinen Leben ständig bedroht zu werden von Nullen und Nichtskönnern, die doch eigentlich gar nicht richtig hinein gehören, in seine Welt voller Duft, Wohlklang und Kandelaberschein.

Woher nun sein abgrundtiefer Hass auf alles Sozialdemokratische?

Gut, er ist während der 70er Jahre in Hannover auf das Gymnasium gegangen. Das betont er nun nicht mehr so sehr. Sein Leben begann mit der Geburt in Kiel und setzte sich dann mit dem Studium in Tübingen und Berlin über dreizehn Jahre fort.

Der Besuch des eigentlich traditionsreichen Kaiser Wilhelm Gymnasiums muss für ihn eine Tortur gewesen sein: Zusammengepfercht mit mediokren Gestalten, die ihm allein aufgrund fehlgeleiteter sozialistischer Weltvorstellung die Luft zum Atmen, den Raum zur freien Entfaltung seines nach Großem strebenden Geistes nehmen konnten - war diese Anstalt, wie sie von manchen ihrer damaligen Insassen liebevoll genannt wurde und wird, doch während seiner Zeit eine der üblichen roten Kaderschmieden im sozialdemokratisch regierten Deutschland, im sozialdemokratisch beherrschten Niedersachsen, im  sozialdemokratisch geknebelten Hannover.

Heute kann man sehen, dass dieses System, dass eben diese Anstalt klar denkende, geradlinig handelnde und ein Empfinden für Gerechtigkeit habende norddeutsche Charakterköpfe wie den künftigen niedersächsischen Ministerpräsidenten ebenso hervorbringen konnte wie kleingeistige, eitle Gecken mit einem sich über ganze Bücherwände erstreckenden Horizont.

Beruhigend immerhin, dass in den Leserreaktionen auf Krausens Artikel recht wenig Verständnis für seine Auswürfe anklingt. Offensichtlich betrachtet man selbst dort diese feuilletonistische Sumpfblüten hervorbringende Elendsgestalt mit leicht irritierter Belustigung und schwer mitleidiger Nachsicht.

Mittwoch, 6. Februar 2013

Es ist an der Zeit!



Da nun wirklich jeder Peer sein eigenes Blog hat, wird es Zeit, dass der Franderich, seit beinahe vierzig Jahren Antagonist, seine Ansichten einer Welt, die absolut nicht darauf gewartet hat, mitzuteilen beginnt.


In sicher unregelmäßigen Abständen, ausgelöst durch situative Erregung oder als letztlich notwendige Abfuhr aufgestauter Dauer-Entnervung, werden Beiträge zu lesen sein,  die sich mit Politik, Kunst und Gesellschaft auseinandersetzen, mit Themenbereichen also, die sich bislang in der Blogosphäre kaum niederschlagen! Des weitern findet sich auch der ein oder andre Scherz.

Das soll es für's Erste sein!

Ach halt, eins noch: Neues vom Dicken Mann.