Samstag, 15. März 2014

Mensch, ärgere ich mich nicht?

Freunde und Verwandte fragen mich, warum ich hier so lange nichts mehr geschrieben habe. Ob ich mich denn nicht mehr ärgerte.

Und ob ich mich ärgere! Täglich! Jeden Morgen! Abends nicht mehr, denn ich gucke keine Nachrichten. Die sind mittlerweile so grotten-gleichlautend-geleckt-und-gelackt, dass die Aktuelle Kamera selig als eien Fackel der Aufklärung und Wahrhaftigkeit gelten muss.

Also, jeden Morgen ärgern beim Blick in die Hannoversche Allgemeine Zeitung (die Neue Presse ist keinen Deut besser). Aber worüber regt er sich denn auf, der arme Mann? Über fast alles! Es ist zu viel, um darüber im Einzelnen zu reden. Da werden Ressentiments bedient, wenn nicht erzeugt, alte Feindbilder aufgefrischt...

So ist die Mainstream-Berichterstattung über die Situation in der Ukraine und auf der Krim geradezu unterirdisch einseitig und kritiklos gegenüber der westlichen Politik. Ohne weiter und näher darauf einzugehen nur so viel: Wieso zeigt man sich erstaunt bis entrüstet, dass der russische Staatschef nach einem antirussischen Putsch in seinem direkten Nachbarland nicht untätig bleibt und seine auf der Krim stationierte Schwarzmeerflotte militärisch absichert? Das sagt gar nichts darüber aus, ob Herr Putin ein lupenreiner Demokrat ist, aber so und in dieser Weise hätte jeder russische Staatschef handeln müssen. Eine enge Anbindung der Ukraine an den Westen mit möglicher und bereits angekündigter NATO-Ausweitung bis an die russische Staatsgrenze, 500 km - das ist Kurzstreckenraketendistanz - entfernt von Moskau, sollte Putin unkommentiert und tatenlos geschehen lassen?

Die Situation stellt sich inzwischen so dar, dass man froh darüber sein muss, dass der gegenwärtige Präsident der russischen Konföderation weder der unberechenbare Brandstifter ist, als der er von großen Teilen der politischen und medialen Welt beschrieben wird, noch ein windelweicher rettungslos überforderter Alkoholiker wie sein Vorgänger, dem alles aus dem Ruder läuft, sondern der durchaus nicht sympathische kalte und berechnende Machtpolitiker, der seine Interessen zu wahren sucht und lediglich die Mittel einsetzt, die opportun erscheinen - nicht weniger, aber Gott sei Dank auch nicht mehr.

PS: Was ich nicht tue, weil Frau Merkel gesagt hat, dass man das nicht darf, ist, darauf hinzuweisen, mit welchen militärischen und natürlich völkerrechtswidrigen Mitteln, wie dem gezielten Töten von Verdächtigen(!) durch Drohnen die westliche Großmacht, zum Teil mit ausdrücklicher Unterstützung und Beteiligung durch die Bundesrepublik, denn Deutschland darf nicht immer beiseite stehen und nur zuschauen (v. d. Leyen, Steinmeier, Gauck), seit Jahren ihre geostrategischen und wirtschaftliche Interessen in der Welt durchsetzt.

Wie man staatsmännisch abgewogen argumentiert, zeigt mal wieder der Gregor Gysi im Bundestag!