Freitag, 5. März 2021

Antifantasialand

Ich weiß nicht genau, ob es einen bestimmbaren Zeitpunkt gibt, ab dem die sich selbst Antifa nennende politische und gesellschaftliche Bewegung strikt auf Regierungskurs gegangen ist. Diese Regierungsaffinität würde von den Mitgliedern der Antifa vermutlich ernstlich bestritten – im Brustton der Empörung – sie halten sich ja selbst vermutlich für kritisch, widerständig. Es ist aber verdammt einfach, diese Generation für eigene Zwecke einzuspannen: Man muss bloß rufen: „Nazi fass!“ und die Antifa fasst. Wie ein dämlicher abgerichteter Schäferhund reagiert sie auf Schlüsselreize und einfache Befehle. Denken, selber denken gar, ist nicht nötig, vermutlich nicht einmal möglich.

So ließ sie sich gegen die neu entstandene Friedensbewegung instrumentalisieren, genauso wie gegen die Kritiker der grundrechtsbeseitigenden Coronamaßnahmen. Bitter komisch wird es dann, wenn sie auf Ihresgleichen trifft und aus Versehen zuschnappt, weil der Beißreflex durch ein falsch verstandenes Signal ausgelöst wurde. Sie müssen dann einen schönen Anblick bieten, Hunde versuchen in einer solchen Situation, mit dem eingeklemmten Schwanz zu wedeln.

Donnerstag, 4. März 2021

Es war einmal in Hannover.

In Hannover existierte und existiert wohl noch eine recht lebendige Punkszene. Aber auch Punks werden älter und gesetzter und da erstaunt es nicht zu erfahren, dass es auch Punkhochzeiten gibt. Anlässlich einer solchen wollte man ein wenig in der freien Natur feiern am Zusammenfluss von Leine und Ihme. Die angrenzende Brücke sollte dazu sehr punkig mit schönen roten Herzluftballons geschmückt werden.

Dies nun sah ein freier Fotograf, der sich der Antifa-Szene zugehörig fühlt. Doch halt, wen musste er da beim Schmücken erspähen? Eine ihm bekannte Person, und so tat er sogleich per Twitter der Allgemeinheit kund.

Früher wusste man: „Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant!“ Heute weiß man das nicht mehr, jedenfalls nicht in Kreisen, die sich selber für die Guten halten. Prompt machte sich ein Trupp der regierungstreuen Antifa auf, um diesen Coronavirus-Verharmloser*innen einmal zu zeigen, dass Frau Merkels Anweisungen gefälligst Folge zu leiste ist. Es gab dann auch etwas Pöbelei - man entfernte auch die schönen roten Herzluftballons - und ein bisschen Kloppe (ein 49-Jähriger wurde geschlagen und erlitt eine Wunde, die in einer Klinik genäht werden mußte). Auch die Polizei war rasch vor Ort und befriedete die Szene.

Und nun kommt es: Das waren gar keine Coronavirus-Verharmloser*innen!

Nein, die Punk-Hochzeitsgesellschaft hatte sich an alle Abstands-, Masken- und Versammlungsregeln gehalten. Denn natürlich sind in unserer Landeshauptstadt auch die völlig zu Unrecht als staats- und autoritätsfern titulierten Punks treue Coronagläubige, die natürlich genauso wie die Antifa der Bundesregierung jedes Wort glauben und jede Maßnahme stramm befolgen.

Ist das nicht zu und zu schön? Ja, und beinahe witzig, wie auch die örtliche Presse vermeldete.

Nun stellen wir uns aber mal vor, das wären dort tatsächlich Menschen gewesen, die gesagt hätten: „Wir befinden uns hier unter freiem Himmel auf der grünen Wiese zwischen zwei Flüssen, wir tragen keine Masken, weil wir uns in unsere Gesichter sehen wollen, wir stehen dicht zusammen, reden, trinken und umarmen uns, weil wir ein Hochzeitsfest feiern und weil wir alle erwachsene gesunde Menschen sind, die sich nicht vor einem Virus fürchten. Und wenn wir in ein paar Tagen Husten haben, besuchen wir die Oma nicht.

Man stelle sich das vor!

Die Polizei wäre nicht befriedend eingeschritten. Sie hätte vermutlich erst einmal abgewartet und zugeschaut, wie die lieben Menschen der Antifa nicht nur einem 49-jährigen in die Schnauze gehauen, sondern die ganze Gesellschaft ins Krankenhaus geprügelt hätten. Das kann die Antifa nämlich sehr gut und hat es schon mehrmals unter Beweis gestellt. Danach hätten die Ordnungshüter noch Bußgeldbescheide gegen die Coronavirus-Verharmloser*innen ausgestellt, denn alles muss seine Ordnung haben.

Tja, hätte die Presse mit den Schultern gezuckt, so geht’s eben Coronaleugnern, selbst Schuld.

Ich glaube, ich möchte in diesem Land nicht mehr leben.