Donnerstag, 20. August 2020

Frage

DASS unsere Entscheidungsträger in Politik und Medien das machen, was sie machen, ist vermutlich wirklich mit kleinem Karo, Geltungsdrang und persönlichen, pekuniären und sonstigen Vorteilen verbunden.

Dass sie aber genau DAS machen, was sie machen, hat ihnen ja irgendjemand vorgegeben, vorgelegt oder vorgeschlagen. Und an spätestens dieser Stelle sollte man eben doch nach dem Cui bono fragen.

Dienstag, 11. August 2020

Eine lohnende Investition

Florian Schröder bei seinem Auftritt bei der "Querdenker"-Demo in Stuttgart:

„Die, die glauben, Corona sei eine Erfindung, werden die sein, die die Wirtschaftskrise auslösen, von der die Populisten alle profitieren werden.“

und

„Verhindert die Diktatur, indem ihr vernünftig seid: Maske auf, Abstand halten, nachdenken.“

Das ist an Perfidie kaum zu toppen.

Dieser karriereorientierte Mann, sicher "Verdienter Künstler des Volkes" (Kammerkabarettist, nehme ich an), schiebt die mit Sicherheit kommende Rezession und die eben sich durchaus bereits manifestierende repressive Staatsform eben denen in die Schuhe, die genau und gerade davor warnen!

Sehen wir einmal davon ab, dass die Mär, die Demonstrationen würde von Leuten dominiert, die die Existenz von SARS CoV-2 negieren, lediglich in den Köpfen der regierungsamtlichen Tröten existiert, behauptet er schlankweg, die Demonstranten würden durch ihr Verhalten die Wirtschaftskrise herbeiführen und nicht etwa die Lockdown-und Shutdownmaßnahmen der Regierung, die ja bereits durchgeführt worden sind und die ja bereits jetzt und weiter absehbar katastrophale Folgen zeitigen.

Und er transportiert unreflektiert einfach die Behauptung weiter, allein schon steigende Positivtests würden einen weiteren Lockdown erfordern und zwingend herbeiführen.  Auf die Unterkomplexität dieser Gedankensimulation gehe ich nicht näher ein, nur noch einmal soviel zur Erinnerung: Test positiv ≠ infiziert ≠ krank ≠ Krankenhaus ≠ Überlastung des deutschen Gesundheitswesens ...  ad infinitum.

Dazu aber zu unterstellen, der bereits jetzt repressiv agierende Staat, der die Demonstrationen durch seine Maßnahmen ja erst verursacht hat, würde durch die sich widersetzenden Bürger gleichsam in eine Diktatur gezwungen, ist bösartig!

Passt aber ins Drehbuch: Die Demonstranten des 1. August werden für den kommenden Lockdown verantwortlich gemacht und Polizisten, die als Redner auf Demonstrationen jüngst darauf beharrten, auf das Grundgesetz vereidigt und für die Bürger da zu sein, werden suspendiert (Niedersachsen) oder versetzt (Bayern), weil man bezweifelt, dass sie auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung stünden (vgl. HAZ, 11.08.2020, S. 12).

Schröder ist zu klug, um mutig zu sein. Er wusste ganz genau, dass ihm auf einer solchen Veranstaltung seine abweichenden Meinung schlimmstenfalls Buhrufe und sicher keinen eingeschlagenen Schädel einbringen würde. Dieser Gratismut bringt ihm massenhaft Bonuspunkte im Mainstream. Der Mann ist öffentlich-rechtlich auf Jahre ausgebucht.

Samstag, 8. August 2020

Im falschen Film

Es ist heiß und ich bin reichlich verwirrt.

Arnold Vaatz, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion, hat sich zu den realitätsfernen Zahlenangaben geäußert, die von der Berliner Polizei und im Anschluss (interessanterweise teils schon früher) von der gesamten bundesdeutschen Mainstreammedienlandschaft über die 1. August-Demo verbreitet worden sind (Für die Chronik: Dass dort mehr als 17.000-20.000 Teilnehmer waren, zeigt allein dieses 82 minütige Video. Btw: Selbst wenn die Demo in klassischer Theatermanier "hinter der Bühne", also gleich hinter Bahnhof Friedrichstraße links abgebogen wäre, um über Reichstagsufer und Neustädtische Kirchstraße wieder Unter den Linden anzuschließen und so eine Endlosschleife zu simulieren, hätte der Zug fast anderthalb Kilometer lang sein müssen, bei der Menschendichte auch mehr als 17.000 Leute).


Herrn Vaatz möchte ich nicht zu meinen Lieblingspolitikern rechnen, er ist in der Vergangenheit vor allem durch ziemlich reaktionäre Ansichten aufgefallen. Was er aber mit Sicherheit hat, ist Erfahrung als DDR-Bürgerrechtler - ganz im Gegensatz etwa zu Herrn Gauck oder gar Frau Merkel. Und Arnold Vaatz bemängelt die sichtbar falschen Zahlenangaben, auch er hat Internet und kann youtube gucken, und fühlt sich von Regierung und Medien, sagen wir: vergackeiert. Und das schreibt er.

Wer greift ihn daraufhin an? Jawoll, die Linke, die Grünen und seffaständlich die SPD.

Wer verteidigt ihn? Alles was rechtsaußen in CDU/CSU und FDP so rumläuft: Hans-Peter Friedrich (CSU), Axel Fischer (CDU), Peter Ramsauer (CSU), Andreas Mattfeldt (CDU), Alois Karl (CSU), Torsten Herbst (FDP), Holger Zastrow (FDP).

Was hat er denn so Schönes gesagt?

"Die dreiste Kleinrechnung der Teilnehmerzahlen der Demo vom 1. August durch die Berliner Polizei entspricht in etwa dem Geschwätz von der „Zusammenrottung einiger weniger Rowdys“, mit der die DDR-Medien anfangs die Demonstrationen im Herbst 1989 kleinrechneten. Der gefährlichere Versuch, die Straßen leerzukriegen, war damals die Unterstellung, die Demonstranten handelten im Auftrag von CIA und BND. Der heutige Versuch, die Straßen leerzubekommen, besteht in der Warnung: Pass auf, mit wem du demonstrierst."


Oder, auch nicht schlecht:

"Mit dem Wertungsunterschied im Fall der beiden Demonstrationen hat der Glaubwürdigkeitsverfall nicht begonnen, er erfuhr nur seine Fortsetzung. Los ging es mit Einführung der Maskenpflicht, nachdem es lange hieß, Masken nützten nichts – so lange es keine zu kaufen gab. In der DDR streute die Partei: Bananen seien gar nicht so gesund."


Was so unangenehm aufgestoßen ist: Er hat die Ungleichbehandlung und -beurteilung der "Tag der Freiheit"-Demo mit den BLM-Matter-Demos vor einigen Wochen bemängelt. Dass auch dort Abstandsregeln nicht, und Maskenpflicht keineswegs durchgängig eingehalten wurden, Politik und Medien aber mit einhelliger Freude und voller Verständnis reagierten.


Das durfte er nicht!


(Ulrich Teusch hat gerade das gleiche veröffentlicht -na ja, schlecht ist die Gesellschaft nicht!)