Im vorhergen Artikel ging es um den "Gesichtsverlust" der Regierenden vor den Regierten. Um den Gedanken, ob es Politikern peinlich sein könnte , öffentlich einzugestehen, fehlbar zu sein. Und richtig: Das wäre ihnen peinlich, deshalb gestehen sie es ja auch nicht ein: Machen einfach ansatzlos etwas anderes, das Gegenteil von dem, was sie im Wahlkampf versprochen haben, bauen einfach auf die Vergesslichkeit der "Menschen, draußen im Lande", verlassen sich im Zweifel auf willfährige Medien, die dann auch nicht unbedingt so hinter der Wahrheit her sind, wenn es nicht ins Geschäftsmodell passt.
Im Grunde ist es ihnen egal, sie werden ja eh wieder gewählt.
Denn das ist der eigentliche Knackpunkt. Unsere Politiker und auch unsere wichtigsten Medien fühlen sich in keiner Weise der Bevölkerung gegenüber verantwortlich, der breiten Masse, der arbeitenden Menschen, den 83 Millionen Bundesbürgern. Ihnen geht es bestenfalls darum, wie sie unter Ihresgleichen, oder was sie dafür halten, dastehen.
Und ich fürchte, das kann man sich gar nicht simpel genug vorstellen. Würde Herr Maas Herrn Pompeo gegenübertreten und sich Sanktionen wegen Nord Stream II verbitten? Würde Herr Scholz vor die Stiftung Familienunternehmen treten und offensiv und nachdrücklich über angemessene Erbschafts- und Vermögenssteuern sprechen? Traute sich Frau Merkel, Frau Mohn und Frau Springer in entscheidenden politischen Fragen zu widersprechen? Gut, hier ist noch in jeder Konstellation ein deutliches Machtgefälle vorhanden. Aber selbst dort, wo das nicht gar so krass ist, werden sich Politiker nicht trauen, in den jeweiligen vertrauten Runden abweichende Meinungen zu vertreten oder von einmal gemachten Zusagen abzurücken. Da wurde beim Tee mal von Rüstungsausgaben in Höhe von 2% des BIP gesprochen, da wurde mal vereinbart, dass es doch prima wäre, alle Menschen würden geimpft werden. Da kann man jetzt nicht mehr zurück, ohne sich vor den Kumpels zu blamieren. Dann ziehen wirs lieber durch, betrifft einen in der Regel ja nicht selber, höhö.