Donnerstag, 23. Juli 2020

Augenblick mal!

Im vorhergen Artikel ging es um den "Gesichtsverlust" der Regierenden vor den Regierten. Um den Gedanken, ob es Politikern peinlich sein könnte , öffentlich einzugestehen, fehlbar zu sein. Und richtig: Das wäre ihnen peinlich, deshalb gestehen sie es ja auch nicht ein: Machen einfach ansatzlos etwas anderes, das Gegenteil von dem, was sie im Wahlkampf versprochen haben, bauen einfach auf die Vergesslichkeit der "Menschen, draußen im Lande", verlassen sich im Zweifel auf willfährige Medien, die dann auch nicht unbedingt so hinter der Wahrheit her sind, wenn es nicht ins Geschäftsmodell passt.

Im Grunde ist es ihnen egal, sie werden ja eh wieder gewählt.

Denn das ist der eigentliche Knackpunkt. Unsere Politiker und auch unsere wichtigsten Medien fühlen sich in keiner Weise der Bevölkerung gegenüber verantwortlich, der breiten Masse, der arbeitenden Menschen, den 83 Millionen Bundesbürgern. Ihnen geht es bestenfalls darum, wie sie unter Ihresgleichen, oder was sie dafür halten, dastehen.

Und ich fürchte, das kann man sich gar nicht simpel genug vorstellen. Würde Herr Maas Herrn Pompeo gegenübertreten und sich Sanktionen wegen Nord Stream II verbitten? Würde Herr Scholz vor die Stiftung Familienunternehmen treten und offensiv und nachdrücklich über angemessene Erbschafts- und Vermögenssteuern sprechen?  Traute sich Frau Merkel, Frau Mohn und Frau Springer in entscheidenden politischen Fragen zu widersprechen? Gut, hier ist noch in jeder Konstellation ein deutliches Machtgefälle vorhanden. Aber selbst dort, wo das nicht gar so krass ist, werden sich Politiker nicht trauen, in den jeweiligen vertrauten Runden abweichende Meinungen zu vertreten oder von einmal  gemachten Zusagen abzurücken. Da wurde beim Tee mal von Rüstungsausgaben in Höhe von 2% des BIP gesprochen, da wurde mal vereinbart, dass es doch prima wäre, alle Menschen würden geimpft werden. Da kann man jetzt nicht mehr zurück, ohne sich vor den Kumpels zu blamieren. Dann ziehen wirs lieber durch, betrifft einen in der Regel ja nicht selber, höhö.

Unterkomplex? Sicher. Ich glaube aber schon, dass unsere politischen Entscheider sehr genau wissen, was die Eliten von ihnen erwarten. Und wenn man dazu gehören will, immer freundlich begrüßt, in Reden gelobt und gebauchpinselt werden möchte, wenn man nicht möchte, dass die anderen einen beim Diner schneiden oder hinter dem Rücken tuscheln, wenn man auch weiterhin nicht am Katzentisch sondern im Scheinwerferlicht sitzen möchte, dann versucht man doch, keine schlechte Stimmung zu verbreiten und die Interessen des Geldes nicht allzu sehr zu gefährden. Wirkliche Überzeugungen sind dazu nicht erforderlich, sie würden im Zweifel nur behindern. Und die Macht ist nur geliehen, allerdings nicht vom Volk.

Mittwoch, 22. Juli 2020

Aber das ist doch gar nicht nötig.

Der umtriebige, rastlos für Vernunft in der Coroan-Krise kämpfende Anselm Lenz hat einen aus seiner Sicht hoffnungsvollen Artikel darüber verfasst, wie die Bundesregierung aus der verfahrenene Situation herauskommt, in die sie die gesamte Gesellschaft manövriert hat.

Gesetzt also, sie seien nicht die Schweinepriester, für die er sie ja natürlich hält, skizziet er eine Rede der Kanzlerin, in der sie zugibt, im Angesicht einer zu Beginn nicht zu überschauenden Gefahr überreagiert zu haben, die falschen Berater einseitig überbewertet, alternative Ansichten hingegen leichtfertig ausßen vor gelassen zu haben, usw.

Selbstverständlich glauben er und seine Koautorin Tamara Ganjalyan nicht an dieses Szenario des öffentlichen Bekenntnisses eigenen Fehlverhaltens, gleichzeitig wünschen sie sich aber, dass die politischen Entscheider schließlich doch den eingeschlagenen Weg verlassen und zur Besinnung kommen, gehen sie doch, vermutlich zu Recht, davon aus, dass der Regierung und ihren Beratern die wissenschaftliche Faktenlage durchaus bekannt ist.

Mich belastet aber, angesichts der Möglichkeiten, die eine Entscheiderelite und ihre angeschlossenen Medien haben, jederzeit die Richtung zu wechseln, der Umstand, dass offenichtlich gar nicht beabsichtigt ist, aus dieser verfahrenen Situation heraus zu kommen.

Denn die oftmals vorgebrachte, so zu sagen entschuldigende Vermutung, die können aus der Nummer schwer wieder raus ohne Gesichtsverlust, ist doch naiv.

Gleich morgen wäre dies möglich: Bar jeden Realitässinns, schamlos und selbstgerecht, wie sie nun einmal sind, könnten sie sich hinstellen und sagen:

"Liebe Landsleute!
Mit vereinten Kräften, durch angemessene schnelle Reaktion ist es uns gelungen, das heimtückische Virus in Deutschland zu besiegen. Wir alle mussten große Anstrengungen unternehmen, wir alle mussten unserer Bequemlichkeit aufgeben, um solidarisch besonders die Alten und Schwachen in  unserer Gesellschaft zu schützen. Und bis auf eine Handvoll unbelehrbarer Brunnenvergifter, die nicht akzeptiern konnten und wollten, wie sinnvoll unserer Maßnahmen waren, haben wir alle zusammengestanden und mit eiserern Disziplin auch unter persönlichen Opfern das absolut Notwendige getan.

Wir danken Ihnen allen, auch und gerade im Namen all der Überlebenden, deren schrecklichen Tod Sie uneigennützig und selbstlos verhindert haben durch entschlossenes und mutiges Handeln und voller Überzeugung, das Richtige zu tun.

Danke!"

Klar, wäre das möglich! Da ist nichts mit Gesichtsverlust. Das sollte doch jeder sehen, der sich die vergangenen Jahrzehnte vergegenwärtigt. Politiker haben ihr Verhalten immer gerechtfertigt, und nur wenige haben das so auf den Punkt gebracht wie Adenauer mit seinem "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern..." dem er aber, bei weitem nicht so gewissenlos wie die heutige Politikergeneration ein "nichts hindert mich, weiser zu werden" hinzufügte. Die heute Handelnden sprechen das erste nicht mehr aus und das zweite denken sie nicht einmal mehr.

Dass angesichts all dessen aber niemand da ist, der Maskenzwang, Social Distancing, Veranstalungsverbote aufhebt, bedeutet aber, dass die eigentliche Agenda eben nicht im Gesundheitsschutz liegt. Dass das Instrument der Angst weiter genutzt werden soll, zu welch kruden Zwecken auch immer, soll hier gar nicht vertieft werden. Nur soviel: Theorien zu etwaigen Verschwörungen müssen gar nicht entwickelt werden. Da gibt es keine Verschwörungen. Die betreffenden Kreise reden ganz offen über ihre Planungen. Jeder kann sie ansehen und nachlesen, sie sind allgemein zugänglich.